3 Gründe für Einsingübungen

Auszug aus dem kostenlosen Videokurs "Einsingübungen". Sie können den ganzen Kurs unter diesem Artikel kostenlos anfordern.

Was ist Einsingen und warum ist es so wichtig?

Gesangsübungen und StimmbildungUnsere Stimme ist ein wunderbares, und einzigartiges Instrument.
Das Einsingen soll den Körper und die Stimme, also den gesamten Stimmapparat aufwecken und aufwärmen. Es dient der Vorbereitung auf das „richtige“ Singen.
Wenn Sie singen oder Singen lernen wollen, sollten Sie sich mit dem Thema Einsingen beschäftigen. Häufig denkt man bei dem Wort Einsingen nur an Gesangsübungen, die man vor dem Singen manchen sollte. Zu einem wirklich effektiven Einsingen gehört aber mehr als nur Gesangsübungen, die so vor sich hin geträllert werden, während man gerade in der Dusche steht oder auf dem Weg zum Auftritt ist. Keine Frage singen ist immer gut. Aber vor allem sollte man, wenn man an diesem Tag noch nicht gesungen hat, noch nicht voll durchstarten. Also noch nicht mit voller Lautstärke singen. Auch ist es nicht sinnvoll ganz leise zu singen, denn auch das ist für die Stimme anstrengend, wenn sie noch nicht „warm“ ist. Am besten ist es, man nimmt sich einfach Zeit für sich und seine Stimme und singt sich ganz in Ruhe in mittlerer Lautstärke, orientierend an einer angenehmen Sprechlautstärke ein. Im späteren Verlauf des Einsingens kann man dann die Stimme natürlich auch mehr fordern. In ein gutes Einsingprogramm sollte der ganze Körper mit einbezogen werden. Die Stimme sollte beim Einsingen also nicht, während man eigentlich etwas ganz anderes macht, so nebenher laufen. Dies gilt vor allem für ungelernte Sänger. Sie können von einer guten Einsingphase nur profitieren. Körperübungen und Atemübungen bilden also neben den Gesangsübungen wichtige Elemente, die in keinem guten Einsingprogramm fehlen sollten.
Einsingen kann man sich vor einem Konzert, einer Probe, aber auch vor dem Gesangsunterricht oder einer längeren Übungseinheit. Manche Sänger singen sich immer ein, manche nur manchmal, andere legen einfach gleich los, ohne sich vorher einzusingen. Häufig wird auch die Meinung vertreten, dass Einsingen überflüssig oder total überbewertet ist. Es bleibt im Endeffekt jedem selbst überlassen, was er mit seinen Möglichkeiten macht, wie er sie ausbaut und wie er mit sich und seiner Stimme umgeht. Grundsätzlich kommt es auch immer darauf an, wie oft man generell singt, wie sicher man dabei ist, wie gut man seinen Körper und seine Stimme kennt und zu nutzen weiss und wie die allgemeine körperliche und psychische Tagesverfassung ist. Langfristig gesehen tut man der Stimme jedoch keinen Gefallen, wenn man sie ganz ohne Aufwärmphase sofort voll belastet.
Ja natürlich, singen geht immer, auch ohne intensive Einsingphase. Die Frage ist nur wie.
Wenn wir im Alltag sprechen, sprechen wir uns ja auch nicht ein, wir machen es einfach.
Für professionelle Sänger oder Sprecher gehört jedoch ein gewisses Aufwärmprogramm mit zum Berufsalltag und das nicht ohne Grund. Viele Probleme beim Singen oder auch nach dem Singen lassen sich durch effektive Einsingübungen einfach vermeiden. Natürlich lassen sich zudem auch die stimmlichen und musikalischen Fähigkeiten enorm verbessern. Es gibt verschiedene Möglichkeiten sich einzusingen und im Endeffekt muss jeder selbst herausfinden was ihm auf Dauer guttut und was ihm persönlich wirklich etwas bringt. Wer sich noch nie effektiv eingesungen hat, oder sich noch nie mit dem Thema auseinandergesetzt hat, der kennt nicht den Unterschied und den Nutzen für die Stimme, wenn sie eingesungen wurde und wenn nicht. Ich möchte Ihnen im folgenden genauer erläutern, warum ein effektives Einsingen wichtig für Ihre Stimme ist.

1. Der Körper ist Ihr Instrument

Gesangsübungen und KörperBeim Singen ist unser eigener Körper das Instrument. Sämtliche Funktionen in ihm müssen einwandfrei laufen, damit freie und ökonomische Töne gesungen werden können.
Alle anderen Instrumente, kann man auswechseln, wenn Sie kaputt gehen.
Eine zerrissene Gitarrenseite kann man auswechseln und auch ein durchgebrannter Verstärker lässt sich ersetzen. Beim Singen ist das jedoch anders.
Der Sänger ist der einzige Musiker, der nicht nur sein Instrument spielt, sondern sein Instrument ist, also ohne jede materielle Distanz nur mit sich selbst arbeitet.
Der Stimmapparat ist ein sehr sensibles und empfindliches Instrument, man kann es nicht mal eben bei Ebay neu ersteigern. Ist die Stimme erstmal ernsthaft beschädigt, haben Sie wirklich ein Problem, das teilweise nicht so leicht zu beheben ist.
Ein gutes Einsingen bezieht immer den ganzen Körper mit ein.
An den Stimmlippen entsteht nur der Primärklang. Was mit diesem Klang jedoch geschieht, hängt vom dem Menschen ab, der ihn erzeugt. Beim Singen ist also die physische und psychische Verfassung von entscheidender Wichtigkeit. Um sich auf das singen gut vorbereiten zu können, ist die Fähigkeit der Eigenwahrnehmung gefragt.
Regelmäßiges intensives und bewusstes einsingen schult die Wahrnehmungsfähigkeit.
Es kommt jedoch darauf an, wie man sich einsingt. Wenn man sich beispielsweise im Auto einsingt, wie es leider immer wieder von einigen Gesangslehrern empfohlen wird, wird die Eigenwahrnehmung im Bezug auf Körper, Atmung und Stimme sicherlich zu kurz kommen. Ganz abgesehen davon, dass ein ungelernter Sänger beim singen im Auto durchaus auch seiner Stimme schaden kann. Autofahren ist eben Autofahren und Einsingen ist Einsingen.
Nimmt man sich also Zeit für eine Einsingphase und singt man sich in ruhiger Umgebung ein, hat man die Möglichkeit auf den Körper, die Atmung und die Stimme zu achten.
So lernt man sich mit seinen individuellen Fähigkeiten besser kennen, lernt sinnvolle Körperfunktionen zu nutzen und kann seine stimmlichen Fähigkeiten enorm erweitern.

2. Muskeln und Schleimhäute benötigen eine Vorbereitungszeit

Gesangsübungen und StimmlippenBeim Singen werden hunderte von Muskeln beansprucht und diese sollten immer sanft auf die anstehende Leistung vorbereitet werden. Ohne eine gewisse Vorbereitung kann man sich langfristig Schaden zufügen. Neben den Muskeln brauchen auch die Schleimhäute auf den Stimmlippen eine kleine Aufwärmphase. Singt man ohne Aufwärmphase gleich voll drauf los, können die Schleimhäute Ihrer Stimmlippen durch den verstärkten Luftstrom in der Luftröhre schnell austrocknen. Die Schleimhaut der Stimmlippen sorgt unter anderem für einen klaren und hellen Stimmklang und sollte immer feucht bleiben können.
Durch sanftes Einsingen in mittlerer Lautstärke werden die Schleimdrüsen im Halsbereich angeregt, Feuchtigkeit zu produzieren. Dieser feuchte Film legt sich schützend über die empfindliche Schleimhaut der Stimmlippen. Das schützt die Stimmlippen und die Stimme kann auch bei höherer Leistung nicht so schnell geschädigt werden. Wer beispielsweise mit Aufregung und Nervosität zu tun hat, kennt vielleicht das unangenehme Gefühl einen trockenen Mund zu haben. Vorbereitende Übungen im Gesichts- und Mundbereich regen die Speicheldrüsen an und beugen so auch Trockenheit im Mund vor. Gähnen regt beispielsweise die Speichelproduktion an und weitet den gesamten Mundraum, der als Klangraum, als Resonanzraum beim singen wichtig ist. Vielleicht kennen Sie das, wenn sie beginnen zu singen und auf einmal klingt Ihre Stimme nicht mehr klar und es brodelt im Hals.
Beim Singen löst sich oft festsitzender Schleim, der sich im Bereich der Stimmlippen abgelagert hat. Oft räuspert man sich dann instinktiv oder beginnt zu Husten. Kräftiges Räuspern sollte jedoch auf jeden Fall vermieden werden, weil es einfach eine zu viel zu hohe Beanspruchung für die Stimmbänder ist. Beim Räuspern wird die Luft durch die geschlossenen Stimmbänder gepresst. Dabei entstehen hohe Druck- und Reibungskräfte, die der Stimme auf Dauer schaden. Und der Schleim, der ja eigentlich durch das Räuspern entfernt werden sollte, bildet sich wegen der Reizung schnell neu. Kurzes Husten ist schon erlaubt, am besten jedoch ist es, die Stimme durch sanfte Töne aufwärmen. So wird überflüssiger Schleim, der auf den Stimmlippen und in der Luftröhre liegt vorsichtig zum Schwingen gebracht und nach oben transportiert.
Dieser kann dann einfach runtergeschluckt werden und das belegte Gefühl lässt relativ schnell nach. Vor allem im klassischen Gesang ist ein gutes Einsingen für einen reinen, klaren Stimmklang unerlässlich. Beim Rock- und Popgesang sind rauhe, verrauchte Stimmen häufig erwünscht, dort sollen die Stimmen oft gar nicht rein und klar klingen.
Zusätzliche Geräusche können hier sogar sehr reizvoll wirken und werden unter anderem bewusst eingesetzt. Manche Effekte im Rock- und Popgesang können die Stimme jedoch stark beanspruchen und vor allem wenn man häufig am Limit singt, ist es besonders wichtig, die Stimme gut vorzubereiten. Auch bei einem Konzert kann es leicht passieren, dass man an die Grenze der stimmlichen Belastungsfähigkeit geht, weil man natürlich unter dem Einfluss von Adrenalin alles geben will und damit die Wahrnehmungsfähigkeit auf den eigenen Körper nicht mehr in dem Maß gegeben ist. In so einer Situation kommt es darauf an, ob der Körper sinnvolle Mechanismen erfahren und gelernt hat, die dann automatisch abgerufen werden können, wie zum Beispiel die richtige Atmung oder auch das Nutzen von Regenerationsphasen innerhalb eines Liedes.
Wenn die Stimme vor einer Belastungsphase nicht aufgewärmt wurde, ist das Risiko der Heiserkeit bis hin zu permanenten Schäden an den Stimmlippen mitunter sehr groß.
Wenn man mit Lampenfieber zu tun hat, und aufgeregt ist, atmet man auch häufig flach.
Und wer nicht gut atmen kann, der kann auch nicht so gut singen.
Effektive Einsingübungen beinhalten unter anderem auch Atemübungen. Wenn gute Atemübungen häufig gemacht werden, merkt sich der Körper was gut und sinnvoll für ihn ist und kann es auch in Extremsituationen selbständig abrufen. Einsingen hilft also sich physisch und psychisch optimal auf das Singen vorzubereiten. Ihre Stimme wird es Ihnen auf jeden Fall langfristig danken, wenn Sie sie sanft an die bevorstehende Leistung heranführen.

3. Einsingen ist Hör- und Rhythmustraining

Gesangsübungen und GehörbildungBeim Singen sollte man seine eigene Stimme hören und natürlich auch kontrollieren können. Es ist wichtig mitzubekommen, was die anderen Musiker spielen oder singen und man muss sich auf die Begleitmusik und vielleicht auch auf andere Stimmen einstellen können. Einsingübungen sind ein wichtiges Hör- und Rhythmustraining und bieten eine ideale Möglichkeit, sich musikalisch vorzubereiten und vom Alltagsmodus auf den Singmodus umzustellen. Das Einsingen ist also auch ein Einhören. Die Fähigkeiten des eigenen Gehörs lassen sich durch Einsingübungen verfeinern. Durch genaueres Hören verbessert sich die Steuerung der Stimme und damit auch die Stimmfunktion.
Da sich in vielen Einsingübungen Intervalle befinden, wird durch diese Gehörbildung zudem die Intonationsfähigkeit trainiert. Das ist vor allem wichtig, wenn man kein geübter Sänger ist und Schwierigkeiten hat, die richtigen Töne zu treffen oder auch zu halten.
Ein gezieltes Einsingen kann ausserdem helfen die kommenden Herausforderungen im Repertoire vorzubereiten und eventuelle Schwierigkeiten auch schon vorher aufzulösen.
Ich hoffe ich konnte ihnen die Wichtigkeit des Einsingens ein wenig näher bringen.

In diesem Sinne möchte sie motivieren sich mehr und intensiver mit sich selbst, ihrem Körper und Ihrer Stimme zu beschäftigen, sich dadurch besser kennenzulernen und in ihrer gesanglichen Entwicklung weiterzukommen.

Mit lieben Grüssen,
Dorothea Schmidt


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